Bei ihrer Recherchearbeit stößt Ornella Fieres immer wieder auf Ablichtungen von Fernsehbildern aus den 1950er bis 1970er Jahren. Als es noch keine Screenshots gab und historische Momente noch kollektiv – weil zeitgleich – wahrgenommen wurden, fotografierten Menschen häufig Fernsehübertragungen. Dieser Akt des Festhaltens veranlasste die Künstlerin, selbst alte Dokumentarfilme abzufilmen. Diese Ton- und Bildaufnahmen wiederum verlangsamte Fieres um ein tausendfaches. Durch die Slow-Motion werden technisch unerklärliche Pixelübergänge sichtbar, gleich geheimnisvollen Artefakten. Durch das Abfilmen werden auch Halbbilder des Zeilensprungverfahrens sichtbar, die sonst vom menschlichen Erkenntnisapparat zusammengesetzt und daher nicht erkannt werden. Durch die Verlangsamung der Vertonung entsteht ein dröhnender, dumpfer Klang. Die alten Filme thematisieren die frühe computerbasierte Datenerfassung, die Erfindung der Zeitlupe sowie die Chemie der analogen Fotografie. So schließt sich der Kreis. Die vierte Werkgruppe zeigt auf Büttenpapier Standbilder aus den Filmen, darunter Texte, von Ornella Fieres aus Fragmenten der Off-Stimmen zusammengesetzt. Während der Besucher die Texte liest, schweben diese als Stimmen tausendfach verlangsamt im Raum. (Text: Jan-Philipp Sexauer)







ORNELLA FIERES // 2019
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